Warum ist Achtsamkeit für Führungskräfte so wichtig? Wie kann man in der immer schnelleren (Online-) Welt bewusst runterkommen? Wie kann man glücklicher, zufriedener, hoffnungsvoller sein und seine Ziele erreichen? In diesem Artikel erfährst du 9 generellen Schritte, um die Achtsamkeit von Führungskräften zu steigern und zuversichtlicher nach vorne zu blicken.
Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten
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Idee 1: Achtsamkeit als Führungskraft: Angst angehen
Viele erleben die Zeiten im (Home-)Office als rasenden Stillstand: Von Meeting zu Meeting, von einem Zoom-Call in den nächsten etc. und dazwischen kein Platz für Ruhe und Runterkommen.
Ängste und Sorgen werden aber zumindest mittelfristig größer und stärker, wenn sie keinen Raum bekommen. Es braucht Orte und Zeiten von Entspannung und Ankommen im „Ich, hier, jetzt“, damit unsere Ängste nicht das Lenkrad übernehmen und wir auf dem Beifahrersitz oder gar im Kofferraum landen. Das lässt sich in Studien belegen. Gib dir und lass deinen Leuten auch Auszeiten.
SAP zum Beispiel hat vor kurzem die so genannten Back-to-back-Meetings verboten, Pausen können zum Beispiel für Minimeditationen oder Fokus-Übungen genützt werden. Das fördert die Achtsamkeit bei Führungskräften.
Idee 2: Dopamin dosieren und achtsamer führen
Dopamin und andere Botenstoffe machen uns glücklicher, zufriedener, hoffnungsvoller. Wichtig für Führungskräfte ist aber auch zu wissen, wann, für wen und wie es ein zu früh, zu viel oder zu falsch an Zuversicht geben kann.
Die Berliner Psychologin Judith Mangelsdorf, die zu über posttraumatisches Wachstum in Krisen forscht, lehrt und darüber eine preisgekrönte Dissertation geschrieben hat, betont:
Die Forderung nach Zuversicht und Wachstum kann Menschen in einer traumatischen oder traumaähnlichen Lage auch überfordern und ihnen mehr Zuversicht nehmen als geben.
Erst und nur wenn Deine Mitarbeiterinnen wirklich verstanden haben, warum es zum Beispiel in der Krise erstmal nichts wird mit der geplanten Beförderung oder dem tollen neuen Projekt, erst wenn sie Raum bekommen haben für Verleugnung, Frust, Ärger, Trauer – erst dann kann Trost und Zuversicht häufig wirken.
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Idee 3: Erfolge erreichen, erleben, erinnern
Dazu gehören v.a. folgende 3 Punkte:
- Kleine, machbare Ziele können Geländer auf dem Weg zu mehr Zuversicht und Achtsamkeit als Führungskraft sein. Nichts spricht gegen große, anspruchsvolle Visionen, diese können sehr inspirieren. Aber formuliere für dich selbst und für die Mitarbeiter immer wieder auch sehr konkrete und schnell erreichbare Ziele.
Das stärkt das Gefühl von Selbstwirksamkeit, ein wichtiges Rezept auf dem Weg zu mehr Zuversicht und Achtsamkeit. (Lies hierzu auch: Selbstmotivation: 5 Kniffe, um dich jeden Tag selbst zu motivieren) - Wichtig ist, dass wir Erfolge, und wenn es nur Zwischenetappen sind, dann auch wirklich wahrnehmen, feiern. Zum Beispiel mit einer Belohnung für mich selbst, zum Beispiel mit einer Dankesmail an mein Team.
- Und drittens können wir uns – und andere – immer wieder an vergangene Erfolge und Errungenschaften erinnern: „Wie genau haben wir es geschafft, dass…“
Idee 4: Handeln hilft Achtsamkeit für Führungskräfte zu entwickeln
Fallen drei Frösche in einen Sahnebottich, der eine ist Optimist, der andere Pessimist, der dritte ist zuversichtlich. Der Optimist sagt sich: „Wird mich schon wer retten“ – und ersäuft. Der zweite sagt sich: „Mich kann eh keiner retten“ – und ersäuft. Der dritte, zuversichtliche Frosch sagt sich: „Wenn ich fest strample, dann komme ich schon raus“ – schlägt aus der Sahne Butter und hüpft in die Freiheit.
Das ist der Unterschied zwischen Optimismus und Zuversicht:
Wer zuversichtlich ist, hat nicht nur eine positive Erwartung an die Zukunft, sondern weiß auch um konkrete Wege, Ziele zu erreichen und hat dafür unterschiedliche Erfahrungen und Strategien, um diese Wege dann auch gehen zu können.
Idee 5: Konstruktiv kommunizieren – was das mit Achtsamkeit für Führungskräfte zu tun hat
Von früh bis spät auf allen Kanälen News hören und verbreiten: Keine gute Idee.
Die Aufmerksamkeit geht dahin, wo unsere Energie hingeht – oder, mit viel mehr Wumms, auf englisch:
„Energy flows, where attention goes.“
Chefinnen und Chefs sollten also erstens bewusst für sich klar haben, welche Newsletter, Podcasts, Zeitungen etc. sie konsumieren wollen und müssen, um Bescheid zu wissen – und wann der Ausknopf gedrückt wird, um der persönlichen Infodemie entgegenzuwirken.
Und zweitens ist es gut, wenn ihr ein für euch und eure Mitarbeiter gutes Maß an Informationstransparenz findet:
Was sollten eure Leute wissen und kennen, um auch eure Entscheidungen verstehen zu können? Und welche möglichen Katastrophenszenarien behaltet Ihr erstmal schön für euch, um Notfallpläne zu haben, aber niemanden unnötig verrückt zu machen?
Idee 6: Positivität produzieren
Ärger, Frust, Sorgen und andere unangenehme Emotionen machen unser Denken und Handeln eng. Positive Emotionen wie Freude, Interesse, Gelassenheit machen uns nicht nur unempfindlicher gegen Negativität, fühlen sich nicht nur schön an, sondern weiten auch unsere mentalen und sozialen Kapazitäten. Das hat die Emotionsforschung herausgefunden.
Heißt das, dass alles nur supergesehen, schöngeredet und flauschiggestreichelt werden muss? Auf keinen Fall!
Nur sollten gerade Führungskräfte der Negativ-Verzerrung, die in unser aller Firmware eingebaut ist, entgegenwirken. Und einerseits für sich selbst schöne, interessante, spannende Dinge erleben. Und andererseits auch den Geführten Freude, Stolz etc. ermöglichen – durch Webinarangebote, Wertschätzung und Anerkennung, lustige Gemeinschaftsaktionen etc.
Idee 7: Sinn sehen und säen und Achtsamkeit als Führungskraft umsetzen
Wofür tun wir, was wir tun? Wer hat was von unseren Produkten, Dienstleistungen, Angeboten? Wessen Leben machen wir damit leichter, besser, einfacher?
Viele Führungskräfte, hat Simon Sinek festgestellt, fokussieren sich viel zu sehr auf das, WAS und das WIE von Aufgaben – und viel zu wenig auf das WOFÜR. Denn wie hat Viktor Frankl so schön formuliert?
„Wer ein Wofür zu leben hat, erträgt jedes Wie“.
Idee 8: Vollendung vergessen – ein wichtiger Punkt für achtsame Führungskräfte
Realistische Erwartungen helfen dir und den von dir geführten, Ziele zu entwickeln, die auch wirklich erreichbar sind. In diesen Zeiten können viele Dinge nicht zu 100 oder gar zu 120 Prozent funktionieren. Gut genug statt genial, das muss und darf für viele Dinge jetzt reichen (natürlich nicht für alle).
Wer da tiefer einsteigen will: Die wunderbare Brene Brown hat dazu vor einigen Jahren ein wunderbares Buch geschrieben und jetzt neu herausgebracht.
Idee 9: Zuversichtlicher durch Zeitreisen
Eine vernünftige Zeitmaschine hat einen Vorwärts- und einen Rückwärtsgang. Rückwärtsgang rein:
Was habe ich, was haben wir aus früheren Zeiten von Ungewissheit, Umbruch, Unschönem mitgenommen und gelernt, das uns heute helfen kann?
Im Vorwärtsgang kannst Du Dich und Euch fragen:
Was werde ich, was werden wir in zehn Jahren über diese Zeiten sagen, fühlen, empfinden?
Hier noch einmal die 9 Ideen kurz und knackig für dich zusammengefasst:
9 generelle Wege für mehr Achtsamkeit für Führungskräfte:
- Angst angehen
„Ich, hier, jetzt“: Entspannung, Freiräume, Auszeiten schaffen.
- Dopamin dosieren und achtsamer führen
Verständnis schaffen.
- Erfolge erreichen, erleben, erinnern
Sehr konkrete und schnell erreichbare Ziele setzen und erreichen.
- Handeln hilft Achtsamkeit zu entwickeln
Positiv und zuversichtlich sein.
- Konstruktiv kommunizieren
„Energy flows, where attention goes.“
- Positivität produzieren
Mit Freude, Interesse und Gelassenheit gegen Negativität.
- Sinn sehen und säen
Wofür tut man die Dinge?
- Vollendung vergessen
Realistisch bleiben.
- Zuversichtlicher durch Zeitreisen
Ab und an Rückwärts- und Vorwärtsgang einlegen.
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Zum Autor: Christian Thiele
Coach Christian Thiele gestaltet Coachings, Trainings, Workshops, Teamentwicklungen und Vorträge zu den Themen Positive Leadership, Kooperation/Konflikt, Kommunikation und Ressourcenmanagement. Besonders das Thema Achtsamkeit für Führungskräfte liegt ihm am Herzen, deshalb gibt er in diesem Artikel 9 Anregungen, wie man zuversichtlicher und achtsamer führen kann.
Zuletzt aktualisiert am 8. September 2022